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Ulm Stadtplan: Kolorierter Schlumbergerplan Plan der Königlich Württembergischen Stadt Ulm.Aufgenommen unter der Leitung des K. B. Wasser, Brücken und
Strassenbau Directors Schlumberger. (Johannes Hans) Johannes Schlumberger, Ulm, Zobel, Hartmann und Möhrlen 1808,
koloriert 71,5 x 49 cm
Absolute Rarität, weltweit das einzige Exemplar im freien Handel.
Diese Karte ist nur noch zweimal bekannt.
Der hoch detaillierter Stadtplan aus dem Jahre 1812 zeigt die Stadt Ulm. In verschiedenen Farben sind die Gebäude, öffentliche Häuser und Gebäude aus Holz und Stein dargestellt.Zudem zeigt sie die Kirchen, Brunnen und vier Stadtbezirke.
Nur eine Kopie dieser Karte ist in den Bibliotheken weltweit registriert (Universität Tübingen).
ein weiteres Exemplar ist wohl in der Stadtbibliothek Ulm (Stadtmuseum).
Kleine reparierte Risse in den Rändern, reparierter Riß in der mittleren Falte (Fehlstelle), sonst eine feine Kopie. Verlagsstempel im unteren Teil des Bildes.
Literature: Albrecht Weyermann, Nachrichten von Gelehrten, Künstlern und andern merkwürdigen …, Band 2, p. 482-483
Artikel aus der Südwest Presse vom 05.01.2012:
Der Schlumberger-Plan
1812: Vor 200 Jahren ist Ulms erster exakt vermessener Stadtplan in den Handel gekommen, der so genannte „Schlumberger Plan“. Jedes damals existierende Haus ist darin zu identifizieren, denn 1796 war die Stadt in die vier Quartiere A, B, C und D eingeteilt und die Häuser durchlaufend nummeriert worden. Jede einzelne Hausnummer ist im Schlumberger-Plan erfasst. Er zählt daher zu den wichtigsten Erkenntnisquellen der Ulmer Stadtentwicklung, zumal er bis ins Mittelalter zurückreichende Strukturen zeigt.
„Plan der Königlich Württembergischen Stadt Ulm“, ist er überschrieben, „Aufgenommen unter der Leitung des K. B. Wasser, Brücken und Strassenbau Directors Schlumberger“. K. B.? Das bedeutet „Königlich Bayerisch“. Ein bayerischer Beamter vermisst die württembergische Stadt Ulm? Des Rätsels Lösung findet sich am Kartenrand unten links, wo präzisiert ist, wann und durch wen die von Schlumberger geleitete Aufnahme erfolgt ist: „durch die Geometer Zobel, Hartmann und Möhrlen im Jahr 1808.“ Damals war Ulm noch bayerisch. Das änderte sich 1811.
Der neue Landesherr, König Friedrich I. von Württemberg, scheint sofort Gefallen an dem Plan gefunden zu haben: Für die Handzeichnung, so teilt der Kunsthändler Theodor Nübling im Ulmischen Intelligenzblatt vom 25. April 1811 mit, sei Schlumberger „von Sr. Majestät dem Könige von Württemberg mit einem huldreichen Schreiben und einer goldenen Tabatiere allergnädigst beschenkt“ worden.
Dieser Hinweis findet sich in einer „Subscriptions-Anzeige“ (Anm.: siehe Foto), worin Nübling für den Schlumberger-Plan warb, der vervielfältigt und in den Handel gebracht werden sollte. Johannes Schlumbergers Handzeichnung, die noch ein paar Wochen in Nüblings Kunsthandlung in der Hirschgasse betrachtet werden könne, sei nun „in einen etwas kleineren Plan mit dem größten Fleiße und der strengsten Accuratesse reducirt worden“. Diese Version solle „binnen 6 Monaten, durch Herrn J. Hans rein und sauber in Kupfer gestochen, herauskommen.
Jener J. Hans, der sich mit dem Zusatz „Mahler u. Kupferstecher“ am rechten unteren Rand des Plans verewigt hat, war Johannes Hans, dem Ulm eine Reihe wunderschöner Stadtansichten sowie die bildliche Dokumentierung einiger historischer Ereignisse verdankt. So hat Hans vom Turm des Neutors aus die Waffenniederlegung der besiegten österreichischen Armee vor Napoleon am 20. Oktober 1805 festgehalten. Auch die berühmte, aber nicht signierte Darstellung der Flügel des Schneiders von Ulm aus dem Jahr 1811 dürfte von ihm stammen.
Nübling bot denen, die den Plan bis Ende August bestellten, einen Vorzugspreis von 2 Gulden an; danach werde der Verkaufspreis um 30 Kreuzer – das war ein halber Gulden – steigen. Allerdings scheint der Zeitplan von sechs Monaten nicht eingehalten worden zu sein: Man sucht im Intelligenzblatt von 1811 vergeblich nach einer Annonce, die das Erscheinen des Planes ankündigt; im folgenden Jahrgang allerdings auch nicht. Doch nennt der Ulmer Biograph Albrecht Weyermann 1812 als das Erscheinungsjahr des Schlumberger-Plans.
Der zeigt Ulm kurz nach einem gewaltigen Umbruch. Die Stadt war ein Jahrzehnt zuvor auf Befehl der französischen Besatzer entfestigt worden, hatte ihre gewaltigen, zackenförmigen Erdwerke aus dem 17. Jahrhundert eingebüßt bis auf die Bastion „Regimentsschultheiß“. Die ist als letzter „Zacken“ links unten auf der Karte erkenbar – eine gepflegte Grünanlage.
Auch die übrigen Flächen der geschleiften Festung waren gewissermaßen in blühende Landschaften verwandelt worden, wie der Schlumberger-Plan erkennen lässt. Um die Stadt herum führte eine von Bäumen gesäumte Promenade, deren südwestlicher Teil heute noch so heißt und deren am nördlichen Stadtgraben entlanglaufende Strecke später „Olgastraße“ getauft wurde. Es war die Zeit, als der Spaziergang erfunden wurde. Den später überwölbten Stadtgraben zeigt der Plan ebenso wie den Teil der Kleinen Blau, der längst unter der damals noch nicht existierenden Bahnhofstraße verschwunden ist.
Wer sich die Mühe machen will, kann auf dem Plan bis ins stauferzeitliche Ulm zurückkehren – dank der Hausnummern. Die vollziehen die Route der reichsstädtischen Steuereinnehmer nach, die mit dem Wachstum der Stadt länger wurde. Viertel A umfasst den ersten und ältesten Streckenabschnitt – und der bewegt sich ziemlich genau innerhalb der Stauferstadt des 12./13. Jahrhunderts, deren Nordgrenze die Hafengasse und deren Versorgungszentrum der südliche Teil des Fischerviertels war. HENNING PETERSHAGEN