Am 20. Mai 1570 war laut Kolophon der Druck des „Welttheaters“ Theatrum Orbis Terrarum mit zunächst 69 Karten auf 53 Kartenblättern fertig gestellt (Edito princeps).
Er gilt als der erste moderne Weltatlas der Neuzeit.
Für seine Meisterleistung wurde Abraham Ortelius daraufhin am
20.Mai 1573 von König Philipp II zum „Geographus Regius“ ernannt.
Ein Jahr vor erscheinen des hier vorliegenden erweiterten Atlas mit nun 70 Karten.
Abraham Ortels stammt aus einer schwäbischen Familie, der Großvater war Wilhelm Ortels aus Augsburg. Ihn zog es nach Antwerpen, wo er sich ab 1460 als Apotheker niederließ und 1512/13 verstarb.Augsburg ist übrigens die einzig erwähnte Stadt auf deutschem Gebiet (Heiligen Römischen Reiches) auf der Weltkarte Typus Orbit Terrarum.
Abraham Ortels, später trug er die latinisierte Form Ortelius wurde nach eigenen Angaben am 16. März 1527 (Zeit der Umstellung Julianischer – Gregorianischer Kalender, deshalb auch oft 4. April) in Antwerpen geboren und starb ebenda am 28. Juni 1598.
Er studierte klassische Sprachen und Mathematik und war zunächst als Buch-, und Kartenhändler tätig. Deshalb reiste er viel und lernte auf der Frankfurter Buchmesse u.a. auch Gerhard Mercator (Kremer) kennen, woraus eine gute Zusammenarbeit und Freundschaft wurde.
Ausserdem war er gut mit Pieter Brueghel d. Ä. befreundet mit dem er auch eine längere Italienreise unternahm. Frans Hogenberg (Civitates Orbis Terrarum) stach seine Karten in Köln.
Ortelius vermutete als erster dass die Kontinente aufgrund der Umrisse früher einmal zusammenhängend waren und durch Erdbeben und Fluten später zerbrochen seien und so die Kontinente Amerika, Afrika und Europa entstanden sind (Thesaurus Geographicus).
Erst im 20. Jahrhundert wurde die Theorie der Kontinentaldrift wieder aufgegriffen.
Zwar hieß sein Welttheater noch nicht Atlas, diese Bezeichnung der Karten in Buchform gab ihm erstmalig sein Freund und Kollege Gerhard Mercator (Kartograf und Globenhersteller) in seinem Atlas (Cosmographicae).
Dennoch gilt das Theatrum Orbis Terrarum als erster Atlas der Neuzeit, als nun eine in einheitlicher Größe gebundene Kartenansammlung, an dessen Maßstäbe sich nachfolgende Atlanten orientierten.
Deshalb gab es auch schon davor ähnliches, wie z. Bsp. von der Ulmer Offizin Lienhart Holl 1482 die Cosmographia (Ptolemäus Atlas), später von Johan Reger reproduziert (allerdings die Meere in braun koloriert). Nicolaus Germanus steuerte dabei zwar bereits 5 neue Karten bei, dennoch galt
das ptolemäische „alte“ Weltbild. Schließlich war Amerika noch nicht entdeckt.
Zwar hatte Mercator als erster Atlas als seinen Namensgeber erkoren,
allerdings war der Mercatoratlas schmucklos, während Ortelius schöne figürliche Phantasiefiguren, Seeungeheuer, Monster, Segelschiffen, einheimische Bewohner und Tiere auf seinen Karten darstellt, sowie mit prächtigen Rollwerkkartuschen versieht.
Ortelius war somit Pionier und setzte mit dem Atlas Maßstäbe für alle nachfolgenden Atlanten.
Besondere Erwähnung verdient auch der hier im Atlas vorliegende Catalogues Auctorum indem alle Kartographen der Zeit genannt werden und viele davon ansonsten heute vergessen wären, ebenso von den verschollenen Karten, welche Ortelius als Grundlage dienten.
Der hier zu verkaufende, vollständige (!), sehr frühe Atlas mit 70 doppelblattgr. Kupferkarten von 1574 ist in sehr schönem Zustand, nur leicht, vereinzelt fleckig.
Es ist bestimmt nicht einfach einen schöneren, in unkoloriertem Zustand zu diesem Preis zu erwerben.Deshalb sollten Sie vergleichen! Allerdings ist auch er fast 450 Jahre alt und hat eine professionelle Restaurierung an einigen Stellen erhalten, sowie einen stilgerechten Pergamenteinband der Zeit mit goldgepr. Rückentitel.
Lateinische Ausgabe, überwiegend von Frans Hogenberg gestochen.
Die Karten zeigen die „neue“ Welt, die Kontinente Amerika, Afrika, Europa und Asien, England, Wales, Schottland, Irland, Spanien, Portugal, Frankreich, Deutschland (eigentlich Mitteleuropa; mit Teilkarten von Niedersachsen, Dithmarschen, Mansfeld, Bayern, Franken, Sachsen, Pommern, Schwarzwald, Württemberg, Schwaben u. a.), Niederlande und Belgien, Skandinavien, Böhmen, Mähren, Schlesien, Österreich, Italien, Griechenland, Ungarn, Transsylvanien, Baltikum, Nordmeer, Ostasien, Indien, Vorderorient und Nordafrika. Die Karten in überwiegend satten Abdrucken.
Antwerpen, A. C. van Diest 1574.
43,5 : 29,5 cm.
Kollation: 9 nn. Bll., Karten (verso num. 1-70), 48 nn. Bll.
Literatur: Philips/Le Gear 379, Koeman/Van der Krogt 31:012.
Cornelius Koeman: Atlantis Neerlandici III S. 25-81. 1969
Leo Bagrow: Ortelii Catalogues Cartographon, 2 Bde 1928-1930
Peter H. Meurer: Fontes Cartographici Orteliani 1990
Abraham Ortelius
* 16. März 1527 in Antwerpen;
† 28. Juni 1598 ebenda