Leopold: Einblattdruck "Das befreyete Ulm" 1704

Stückpreis: 2.990,00 EUR

Flugblatt mit 2 Kupferstichen von Joseph Friedrich Leopold von 1704.

2x Einblattdruck von Joseph Friedrich Leopold (Augsburg, 1704). Gesamtgröße ca. 59,5 x 37 cm. Gerahmt. – Schefold Nr. 9631-Band 1; nicht bei Drugulin. – Sehr Selten.

Joseph Friedrich Leopold ( * 1668 in Augsburg; † 6. Februar 1727 ebenda), Kupfer-, und Notenstecher. Bekannt sind vor allem seine detailreichen Städteansichten, so auch von Ulm um 1720, siehe A. Marsch, F. B. Werner, S. 162, Nr. 194, nicht bei Fauser. Er brachte um 1700 mehrere Flugblätter, insbesondere auch zum Spanischen Erbfolgekrieg heraus, so z. Bsp. über die Schlacht bei Luzzara am 15. August 1702 oder die Gefangennahme des Marschall Villeroy durch Prinz Eugen, sowie über die Schlacht (Sieg) von Höchststädt und weitere mehr.

Beim oberen Kupferstich mit dem Titel: „Das Befreyete Ulm“ handelt es sich um eine Vogelschauansicht (nach Merian; 28×36 cm).Erklärungen 1-21,unten rechts signiert „gez. Frid. Leopold excudit „

Darunter angesetzt eine Beschreibung der Ereignisse der Jahre 1702 und 1704 mit dem Titel „Accourate Delineation und Beschreibung der von verstelltem Feind mit List hinderschlichenen so dann von Frantzösischem Joch gedruckt; und endlich durch Cäsars and Alliierte glückliche Waffen wiederum erquickt- und beglückten Stadt Ulm“ mit 2spalt. Drucktext und eingesetzter detailreicher Belagerungskarte, sowie Grundriss der Stadt (19 x 23 cm). Erklärungen A-S. Signiert „J.F. Leopold exc.“

Es handelt sich um einen wiederentdeckten Einblattdruck/Flugblatt von 1704 über die Einnahme und Befreiung Ulms während des Spanischen Erbfolgekrieges. Die Einblattdrucke wurden seinerzeit nicht aufgehoben und sind deshalb meist sehr selten. Vom vorliegenden Druck ist kein weiteres nachweisbar und somit weder in der Stadtbibliothek Ulm noch im Stadtarchiv nachzuweisen.

Lediglich Max Schefold erwähnt das Flugblatt in Band 1 zu „Alte Ansichten aus Württemberg“ als „Sammlung Stetter Stuttgart“, zusammengesetzt aus 2 Teilen. Hierbei handelt es sich vermutlich um dieses einzig nachweisbare Blatt.

Der obere Teil des Blattes zeigt einen Stadtplan aus der Vogelschau und ist bezeichnet mit „Das Befreyete Ulm“. Es handelt sich hierbei wohl um den bis dahin am ausführlichsten beschriebenen Stadtplan Ulms überhaupt. Mir ist kein anderer, älterer Plan mit solch vielen bezeugten Straßen-, Platz-, und Gebäudenamen, bekannt.

Der Vogelschauplan entspricht 1:1 dem exakten Abbild aus der Zeillerschen Topographie Sueviae (Schwaben) von Matthäus Merian von 1643 (nur das 1678 eingeebnete Hornwerk vor dem Lauseck wurde entsprechend entfernt) , sodaß der Verdacht nahe liegt, dass Leopold entweder die Kupferplatte besaß oder aber diesen exakt abgekupfert hat und seine zahlreichen Bezeichnungen (Straßennamen, Figuren etc.) hinzufügte, wovon übrigens auch Matthäus Seutter ca. 1720 in seinem Plan „ Ulm eine considerable freye Reichsstadt in Schwaben, wo die Flüsse Iller und Blau in die Donau fallen…“ die wichtigsten übernommen hat. Seine Erklärungen befinden sich an selbiger Stelle und sind mit selber Diktion verwendet.

Schließlich stammt Seutter ebenfalls aus Augsburg und es liegt nahe, dass er den Druck von Leopold kennen mußte.

Seutter Bsp.

Vergleich Leopold „Obere Statt“, „Weinhof“, „Steinerne Bruck“

Alleine schon deshalb kommt dem vorliegenden Blatt für weitere Nachforschungen eine immens hohe Bedeutung zu.

Auf der 2. Hälfte des Blattes (angeklebt) befindet sich das zweite Flugblatt, eine Belagerungskarte mit Gefechtsplan und Grundriss der Stadt, sowie die eigentliche Beschreibung der Ulmer Vorgänge (Befreiung) am Spanischen Erbfolgekrieg.

Daß das Blatt aus 1704 stammt geht aus dem Text hervor, wo es heißt „Sieg bei Höchstädt vom 20ten bis auf den 27ten Augusti diß 1704. Jahres continuirlich bei Ulm…“.

Dargestellt sind auch die Stadtteile Söflingen, Grimmelfingen und Wiblingen.

Die Besatzung Ulms bezeichnete mit dem Einsatz Bayerns als Verbündete mit Frankreich, den Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges.

Aus strategischen Gründen wurde vereinbart als erstes Ulm einzunehmen, denn Ulm war der Schlüssel Süddeutschlands und galt als die stärkste der damaligen Reichsfestungen (Leeb S. 5) mit Hauptsitz des Schwäbischen Bundes.

Die bayrischen Truppen eroberten die starke Festung Ulm durch eine List, indem sie sich in Bauernkleidern getarnt nach Ulm einschlichen und so überrannten. Der französische König Ludwig XIV habe noch nie so viel Freude bezeugt als über diese gelungene Sache (Einnahme Ulms) berichtet Ricour dem Kurfürsten von der Genugtuung  dieser geglückten Unternehmung. (Heiß)

Literatur:

Merian: Vogelschauplan 1635 aus Theatrum Europaeum Ausgabe 2, der erste Plan Merians „Ulm aus der Vogelschau“.

Merian: Vogelschauplan 1638 Archontologia Cosmica.

Merian: Vogelschauplan 1643 Topographie Schwaben, mit Veränderungen (u.a. Hornwerk, Gänstor und das vorliegende Ravelin (wurde 1632 vollendet), Soldatenhäuschen, Donauinsel…).

Seutter Vogelschauplan ca. 1720.

Bodenehr 1718 Plan der Festung Ulm und die Stellung der Kaiserlichen (nachgezeichneter Festungsplanes durch Premierleutnant Jäkle).

Joseph Furttenbach: Architektur universalis.Das ist: Von Kriegs: Statt- und Wasser Gebäwen,  J. S. Meder 1635.

Johannes M. Faulhaber: Gantz kurze Jedoch gründliche Beschreibung der Bayerischen Kriegs…Stadtarchiv Ulm.

Schefold „Alte Ansichten aus Württemberg  (9631).                                                                                                                                                                             

Schefold/Pflüger „Ulm Das Bild der Stadt in alten Ansichten“  1967.

Loeffler „Geschichte der Festung Ulm“.

Baumann „Ulm Garnison und Festung Festschrift 1954“.

Leeb „Die Einnahme von Ulm 1702“ von 1885.

Schultes „Chronik von Ulm“ 1937.

Dr. Hassler:  „Der Stadtkreis Ulm/Amtliche Kreisbeschreibung“ 1977.

Thomas Weißbrich Hochstädt 1704. Eine Schlacht als Medienereignis.

Eberhard Roth Das Unter Churbaier= und französischer Gewalt, hartgedruckte, aber nicht untergedruckte Schwaben von 1704.

Matthias Schnitter: Der Spanische Erbfolgekrieg 1701-1713/14.

Karl Heiß: Ulm im Spanischen Erbfolgekrieg von 1702-1704, Zulassungsarbeit 1963.

Erichsen/Heinemann;Die Schlacht von Höchststädt 1704.

Preis auf Anfrage.

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